Unser Selbstverständnis

Die Beratungssituation


Die Beratung ist kostenlos, unabhängig und nach Möglichkeit bzw. auf Wunsch anonym. In der Beratung liegt das Hauptaugenmerk auf einem verständlichen und ehrlichen Informieren und der gemeinsamen Abwägung von Handlungsmöglichkeiten. Ausgehend davon zielt der Beratungsprozess darauf ab, ratsuchenden Menschen eine Orientierung zu ermöglichen und ihre eigene Handlungsmacht zu stärken. Zur Klärung offener rechtlicher Fragen werden regelmäßig Supervisionen mit Fachanwält*innen durchgeführt. Beratungsfälle werden außerdem im gemeinsamen Beratungsplenum besprochen.

 

Zielsetzung


Wir verfolgen als Ziel, Geflüchteten und Migrant*innen die notwendige rechtliche Hilfestellung insbesondere im Asylverfahren zu geben. Im Vordergrund steht die Schaffung des Zugangs zu kompetenter und vollständig unabhängiger Rechtsberatung, solange diese von staatlicher Seite nicht gewährleistet wird, obwohl das Recht auf Asyl ein verbürgtes Menschenrecht ist. Darüber hinaus ist es mit Art. 16a im Grundgesetz als Grundrecht verankert. Unsere Rechtsberatung kann erst am Ende einer langen Kette von Rechtsverwehrungen für Geflüchtete ansetzen. Angesichts der gegenwärtigen unzureichenden und komplizierten Informationsbereitstellung für Asylantragsteller:innen bleibt unsere Beratung leider weiterhin notwendig, um die Lücke einer unabhängigen, unentgeltlichen und einzelfallorientierten Rechtsberatung am Ende einer langen Kette von Rechtsverwehrungen zu schließen, oder dies zumindest zu versuchen.

Ein wichtiges Bestreben der RLCL ist es, unsere eigene ehrenamtliche Tätigkeit kritisch zu hinterfragen. Wir übernehmen auf freiwilliger und unentgeltlicher Basis Aufgaben, die in staatlicher Hand & Verantwortung liegen sollten. Dabei stoßen wir immer wieder an unsere finanziellen und personellen Grenzen. Langfristig wollen wir also eine staatlich finanzierte, unabhängige Institution, die unsere Arbeit übernimmt!

 

Politische Arbeit

Über die Rechtsberatung und der Vereinsarbeit im Arbeitskreis hinaus versuchen wir durch Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit Themen rund um Flucht und Asyl sichtbar zu halten und in der Debatte einen Beitrag zu leisten. Wir bekennen uns solidarisch mit Geflüchteten und anderen marginalisierten Gruppen und möchten diese auf Augenhöhe unterstützen. Dabei muss uns bewusst sein, dass wir Teil des rassistischen Systems sind. Wir sensibilisieren uns durch Workshops und interne Weiterbildungen und versuchen rassistische Denkmuster zu dekonstruieren, insbesondere in der Beratungssituation.

Es bedarf eines strukturellen Umdenkens: Von einer eurozentrischen Haltung gegenüber Personen mit Fluchterfahrung, hin zu einer verständnisvollen Aufbereitung und Auseinandersetzung mit der Situation der Geflohenen in den Herkunftsländern und den Schwierigkeiten am Ankunftsort. Da all diese Ziele nicht allein durch uns erreicht werden können, ist die lokale und nationale Vernetzung ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit. Die enge Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Initiativen ist wichtig, um unsere Arbeit zu verbessern und Menschen auch über das Asylverfahren hinaus unterstützen zu können.